2. Wunder von der Weser

Landesmeister-Pokal, Saison 1988/89, 1. Runde

BFC Dynamo Ost-Berlin - Werder Bremen

 

Hinspiel

Berlin - Bremen 3:0

 

Rückspiel

Bremen - Berlin 5:0

Tore: Kutzop, Hermann, Riedle, Burgsmüller, Schaaf

 

Bericht

Willi Lemke zur Ausgangsposition, "haben fünf Wochen gelitten unter dem 0:3". Sie waren heiß und gingen entsprechend selbstbewusst an ihre Aufgabe. Vor dem Anpfiff steckte Günter Hermann den BFC-Spielern,"...dass sie einen Fünfer kriegen". Ähnliche Bemerkungen auch von anderen Bremern verfehlten ihre Wirkung nicht. Der Ost-Meister wirkte nervös. Trotzdem kam für Werder zur Pause nur eine 1:0-Führung per Kutzop-Elfer heraus. Ein bisschen wenig, angesichts der Überlegenheit und der vielen Chancen. In der zweiten Halbzeit entwickelte sich das Spiel dann aber zu einem Ereignis, das zu Recht als zweites "Wunder an der Weser" bezeichnet wurde. Norbert Meier und Günter Hermann, die beiden kleinen Mittelfeldspieler, wuchsen über sich hinaus. In unnachahmlicher Art dribbelten, flankten und schossen sie sich in den wolkenverhangenen Fußballhimmel. Das 2:0 von Hermann, ein Volleyschuss genau in den Winkel, den er selbst nicht sah, weil er jubelnd abdrehte, war für ihn persönlich das "schönste und wichtigste Tor, seit ich in Bremen bin". Riedle, Burgsmüller und schließlich Schaaf in der letzten Minute schraubten das Ergebnis auf 5:0. "Ich habe immer gesagt, dass im Fußball alles möglich ist..." lobpreiste Otto Rehagel seine Mannschaft, wissend, dass er vor allem dank eines brillanten Norbert Meier die nächste Runde gegen Celtic Glasgow erreicht hatte. Es war in seiner Anlage und Ausführung wohltuend undeutscher Triumph des begeisterungsfähigen Fußballs über eine Gruppe ängstlicher Staatskicker. Fast südamerikanisch feierten Fans und Spieler nach dem Abpfiff. BFC-Trainer Jürgen Bogs hingegen gab eine ganz profane Erklärung ab: "Das war hier die totale Scheiße."

 

Quelle: Norbert Kuntze, "Werder Bremen: Eine Karriere im kühlen Norden"; Verlag die Werkstatt, 1997